Aufstieg zum Rheinwaldhorn

Das Rheinwaldhorn ist mit 3’402 m ü.M. der höchste Berg des Kantons Tessin. Von seinem Gipfel aus genießt man einen herrlichen Blick auf die Tessiner Täler und die Hauptgipfel der Alpen.
Von der Quarnei-Hütte aus ist es möglich, den Gipfel des Rheinwaldhorns auf mehreren Wegen zu erreichen.

1 Normalroute

Um die Normalroute zu erreichen, muss man zum laghetto dei Cadabi aufsteigen.  Vom passo del Laghetto steigt man bis auf 2520 m. ü. M. ab, überquert den Gletscherbach, erklimmt die Moräne und folgt dann die Normalroute bis zum Gipfel.
Auf dem Gletscher auf den Spalten und, im Spätsommer, auf den Stellen mit Blankeis achten (Anseilen empfohlen).
Abstieg auf der gleichen Route.

Ungefähre Aufstiegszeit:   4.5 – 5.5 h
Aufstieg:   +1500 m
Schwierigkeit:   T4,  F
Material:   Gletscherausrüstung (Steigeisen, Pickel, Seil)

2 Via Val Malvaglia (WSW Grat)

Auch in diesem Fall muss man das laghetto dei Cadabi erreichen. Danach kehrt man nach rechts und steigt auf der Nordseite des WSW-Grates bis auf 3000 m. ü. M. hoch (der Aufstieg ist vom Passo del laghetto aus mit blauen Punkten markiert (keine Verbindung mit der weiss-blau-weiss Markierung der Wanderwege)). Man steigt dann auf dem Grat und folgt ihn (zuerst auf der Südseite) für etwa 70 m, bevor man nach links (Nord) entlang eines Felsbandes quert. Das darüberliegende Plateau erreicht man, indem man etwa zehn Meter (exponierter III, ausgestattet mit einer Kette) mit guten Griffen oder, weiter nördlich, entlang eines weniger steilen Couloirs mit instabilem Schutt klettert. Auf dem Plateau angekommen, kann man den Gipfel über den Gletscher erreichen oder rechts um ihn herumgehen, auf einem Hang mit instabilen Schutt und dann einen kurzen und einfachen Gratabschnitt entlang (empfohlene Variante im Spätsommer).
Abstieg auf der gleichen Route oder entlang der Normalroute.

Diese Alternative zur Normalroute hinterlässt besondere Emotionen. Die 1200 m hohe Südwand des Rheinwaldhorns erzeugt schon beim Start in Quarnei einzigartige Gefühle. Man ist so stark vom Berg verzaubert, dass man während des Aufstiegs die Anstrengung nicht spürt. Der Gratabschnitt zwischen 3000 und 3200 m ist einfach wunderbar.

Empfohlen für alle, die den Berg mit Vorbereitung und Respekt begegnen.

Ungefähre Aufstiegszeit:  4 – 5 h
Aufstieg:   +1400 m
Schwierigkeit:   T6,  PD
Material:   Gletscherausrüstung (Steigeisen, Pickel, Seil) wenn man den letzten Teil auf dem Gletscher zurücklegt oder entlang der Normalroute absteigt. Ev. Seil (30 m) für den Aufstieg.

3 Via dell’amicizia (SO Grat)

Zuerst muss man den passo dei Cadabi erreichen (nicht zu verwechseln mit dem passo del Laghetto).
Die Route folgt dem Grat bis zum Gipfel des Rheinwaldhorns. Es handelt sich um einen schönen alpinistischen Aufstieg in einer sehr wilden Gegend.
Das instabile Gestein, insbesondere im ersten Teil des Grates, erfordert Erfahrung und die Fähigkeit, sich vorsichtig zu bewegen. Es wird davon abgeraten, die Route mit grossen Gruppen zu klettern.

Die Route ist in Giuseppe Brenna, Guida delle Alpi Ticinesi, Vol.3, S. 450. it. 707 beschrieben.

Ungefähre Aufstiegszeit:   5 – 6 h
Aufstieg:   +1400 m
Schwierigkeit:   T6,  AD+
Material:   alpinistische Ausrüstrung

4 Canalone Ezio e Maria e canalone Darmstädter

Für Nervenkitzelsucher (hoffentlich gut vorbereitet) ist es möglich, die beiden Couloirs auf der Süd-/Südwestseite zu besteigen. Aufstieg zu Beginn oder am Ende der Saison unternehmen, wenn die Couloirs gut mit Schnee bedeckt sind. Achtung auf Steinschlaggefahr.

Die Routen sind in Giuseppe Brenna, Guida delle Alpi Ticinesi, Vol.3, S. 452-454. it. 709 und 710 beschrieben.

Ungefähre Aufstiegsrouten auf dem Rheinwaldhorn: Normalroute (Rot), via Val Malvaglia (Orange) und via dell’Amicizia (Grün).

Luiftperspektive der via dell’amicizia. Quelle: Christian Imberti

Vadrecc di Bresciana im Jahr 1903 (Quelle: archivio Berti) … und im Jahr 2001.